20. Dezember 2021

Viele Vorteile vom gemein­samen Wirtschaften

Photo by Alyssa Strohmann on Unsplash
Das Mode-Geschäft ooonyva in der Berner Altstadt wird von drei Inhaberinnen geführt, die je in einer Einzelfirma organisiert sind.
Wir wollten wissen, welche Vorteile und Herausforderungen sie beim geteilten unternehmerischen Projekt angetroffen haben.  

Das Berner Geschäft ooonyva bietet Einzigartiges und Exklusives für Frauen und Männer in den Bereichen Mode- und Textildesign an.

Unter drei verschiedenen Labels entwerfen die Eigentümerinnen Debora Rentsch (debora rentsch), Zara Nydegger (pierrot & pierrette) und Nathalie Pellon (nathalie pellon, textildesign) Kleinserien und Einzelstücke für Individualisten, die Freude an schönen Produkten haben. Mit viel Liebe und Leidenschaft widmen sich die drei Frauen dem Mode- und Textildesign.

Seit August 2013 treten die drei Frauen mit einem gemeinsamen Laden auf. Wir wollten wissen, welche Vorteile und Herausforderungen sie beim geteilten unternehmerischen Projekt angetroffen haben.  

 

Der Gewerbeverein: Wie sieht die Zusammenarbeit heute aus?
Nathalie Pellon: Wir treffen uns regelmässig, um Pendenzen zu besprechen: die Auswahl der Gastlabels, das neue Schaufenster, Anschaffungen, gewünschte Änderungen im Laden, Messe-/Eventteilnahmen, Arbeitsplan, Ferien, Newsletter. Für schnelle und unkomplizierte Nachrichten haben wir einen Chat. 

Was sind die Vorteile für euch davon?
Ein klarer Vorteil ist die Aufteilung der vielen Aufgaben, die ein Unternehmen mit sich bringt: Social Media, Buchhaltung, Putzarbeiten, Schaufenster, Events/Messen, Pressearbeit, Online Shop etc. Einige dieser Aufgaben machen wir im Turnus oder gemeinsam, andere führt immer die gleiche Person aus. So sparen wir Zeit, Wissen und Energie – oder potenzieren sie.
Zudem lassen sich die Präsenzzeiten im Laden dritteln, für Ferienablösung ist gesorgt und auch die Kosten (Miete, Versicherungen etc) können geteilt werden.
Vor allem profitieren wir aber auch, weil wir uns gegenseitig motivieren und stützen.

Welche Voraussetzungen sind nötig, damit eine solche Zusammenarbeit funktioniert?
Obwohl die Vorteile vielfältig sind, braucht es auch ein paar Voraussetzungen, damit das gemeinsame Geschäft funktioniert: Kompromissbereitschaft, über den eigenen Garten hinaus denken, Toleranz und Offenheit, Vertrauen, Verantwortung übernehmen, Lernbreitschaft, um Neues in Angriff zu nehmen, Kreativität, um Lösungen zu finden, die für alle stimmen oder die eine spezielle Situation fordern (z.B. Corona). Und: Ganz viel Herzblut – ich glaube, das ist der Motor, der alles am Laufen hält.

Wie fällt ihr Entscheide, wenn nicht alle drei Personen die gleiche Meinung haben? Seid ihr deswegen zu dritt, dass mindestens ein 2:1 resultiert?
Entscheide sind immer Mehrheitsentscheide. Weil wir aber „nur" zu dritt sind, streben wir wenn immer möglich Konsens-Entscheidungen an. Es soll sich keine ausgegrenzt fühlen.

Welche (weiteren) Herausforderungen birgt eine enge Zusammenarbeit und wie meistert ihr sie?
Wir sind eng miteinander verwoben und in einer Art und Weise auch voneinander abhängig. Bei selbständig erwerbenden Personen fliessen Arbeit und Privatleben oft ineinander. Private Herausforderungen haben deswegen vielfach auch Einfluss auf's Geschäft. Wir informieren uns gegenseitig, üben uns in Verständnis und versuchen, einander Sorge zu tragen.

Was habt ihr durch die enge Zusammenarbeit über die Jahre gelernt?
Ohne Absprache läuft fast nichts... Zudem haben wir alle unsere Stärken und unsere Schwächen und die liegen an unterschiedlichen Orten. Genau diese unterschiedlichen Stärken geben eine Summe von positiv geballter Kraft. Das heisst aber auch, dass man selber zwischendurch tolerant sein muss, wenn man etwas anders gemacht hätte.

In welchen Bereichen arbeitet ihr weiterhin unabhängig / eigenständig?
Vorsorge, Weiterbildungen und nicht zuletzt auch unsere eigene Arbeitsweise sind individuell und unterscheiden sich. Wir haben aber mit dem ooonyva-Laden eine gemeinsame Bühne für unsere eigenen Kreationen.

Was ist dein Fazit?
Die Vorteile eines solchen Zusammenschlusses finde ich enorm. Es lassen sich nicht nur die Kosten (Miete, Versicherungen, Internet, Mobiliar, etc.) und die Präsenzzeit im Laden teilen, sondern auch die vielen weiteren Aufgaben, die ein Unternehmen so mit sich bringt.
Nicht zu unterschätzen ist auch, das Teilen der Verantwortung, der Freude und der Sorgen – gerade in der schwierigen Zeit der Pandemie ist der Austausch ein wichtiger Faktor. 

Vielen Dank für das Gespräch! 

 

Mehr Informationen: ooonyva.ch